Psychosen
Wenn sich die Realität im Kopf verändert.
Nicht von ungefähr sind Filme über Verschwörungstheorien häufig Blockbuster. Das, was den meisten Menschen knappe zwei Stunden Fiktion und Spannung bringt, sehen manche Menschen jedoch als absolute Realität für sich. Auch die Vorstellung, dass Außerirdische unser Leben lenken würden oder man sich als Mensch permanent verfolgt fühlt, unter Verfolgungswahn leidet oder auch Halluzinationen hat, ist oftmals Teil einer Erkrankungsgruppe, die sich Psychose nennt.
Der Leidensdruck der Betroffenen ist extrem. Daher steigen wir als spezialisierte Klinik so früh es geht in die Behandlung ein, möglichst bevor ein Tiefpunkt erreicht ist und bevor sich die Krankheit auf Familie und Freunde oder den Job auswirkt. Je früher wir helfen können, desto besser ist eine vollständige Heilung und je eher ist die Rückkehr ins normale Leben wieder möglich.
So unterschiedlich Psychosen sein können, sie haben immer eines gemeinsam: Die Betroffenen verlieren den Bezug zu sich selbst und zur Umwelt, nehmen die Realität verändert wahr oder Dinge, die in Wahrheit nicht vorhanden sind. Bei einer Psychose verändert sich die Persönlichkeit – das Tückische daran ist: Der Betroffene selbst merkt es nicht! Er ist überzeugt davon, dass sich die Welt um ihn herum verändert und nicht er. Das verursacht erhebliches Leiden.
Psychosen treten relativ häufig auf, ca. 1 % der Bevölkerung erkranken im Laufe des Lebens daran, oft vorübergehend. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen.
Da sich unter dem Überbegriff der Psychose verschiedene psychische Erkrankungen bündeln, sind die Anzeichen ebenso unterschiedlich. Zu den auffälligsten Symptomen gehören Halluzinationen, Denkstörungen oder auch Wahnvorstellungen, aber auch Veränderungen im Fühlen, Denken und Handeln. Es gibt jedoch viele weitere, weniger bekannte typische Anzeichen, die sich in allen Bereichen des seelischen Erlebens äußern:
Wenn das Denken beeinträchtigt ist, kann es zu Konzentrationsstörungen, sich immer wieder überstürzenden, drängenden Gedanken oder einem regelrechten Gedankenkarussell kommen. Man ist sich eventuell nicht einmal mehr sicher, ob die Gedanken die eigenen Gedanken sind oder einem von außen eingegeben werden. Manchmal hat man auch das Gefühl, die Gedanken werden einem entzogen oder man fühlt sich wie fremdgesteuert, ferngesteuert (Ich-Störungen).
Die Welt oder die Umgebung, bzw. andere Personen können auf einmal komisch verändert oder wie ausgetauscht wirken. Man verliert die Gewissheit über die Realität (Derealisationserleben).
Dies kannn dazu führen, dass man die Umwelt anders beurteilt und interpretiert. Man bezieht vielleicht plötzlich Dinge, die eigentlich gar nichts mit einem zu tun haben, auf sich selbst. Weil das Ganze so fremd oder andersartig wirkt, fühlen sich viele Betroffene bedroht oder gar verfolgt. Das kann sogar dazu führen, dass man unkorrigierbar von der Richtigkeit seiner Annahmen überzeugt ist und sich anderen Erklärungsmöglichkeiten komplett verschließt (Wahn).
Die Gedanken können auch laut werden, bis man das Gefühl hat, eine oder mehrere Stimmen / Personen sprechen über oder mit einem, obwohl man doch alleine in einem Raum ist (Stimmenhören). Auch alle anderen Sinneswahrnehmungen (Sehen, Fühlen, Schmecken, Riechen) können sich verändern, bzw. man hat auf einmal Sinneswahrnehmungen ohne physikalische Grundlage (Halluzinationen). Das Denken kann so sehr beeinträchtigt sein, dass man nicht mehr in der Lage ist, eine Entscheidung zu treffen und dann ständig zwischen verschiedenen Möglichkeiten hin- und herschwankt und dadurch wie gelähmt ist (Ambivalenz).
Die Veränderung des Fühlens führt am häufigsten zunächst zu Angst und einem Bedrohungsgefühl. Es sind aber auch ganz chaotische, schnell wechselnde, unpassende Empfindungen möglich. Man kann zum Beispiel traurig sein und gleichzeitig lachen oder ist unangemessen unernst, albern und kindisch (Hebephrenie). Manchmal kommt es im Verlauf zu einem Verlust von Gefühl und Freude, man kann dann kaum noch etwas empfinden.
Das Handeln kann insofern beeinträchtigt sein, dass es zu einem Erregungssturm und unsinnigem, teils bizarrem Verhalten kommt. Aber auch das Gegenteil ist möglich, man verharrt quasi in einer Schreckstarre, bewegt sich nicht mehr oder stellt auch die Kommunikation ein (Katatonie).
Die Anzeichen einer Psychose können sich bei den Betroffenen ganz unterschiedlich darstellen, in der Regel sind nicht alle Symptome vorhanden. Liegen mindestens ein bis zwei dieser Symptome für mehr als einen Monat vor, ist das ein Hinweis auf eine Psychose. Nicht selten beginnt die Erkrankung langsam schleichend mit einigen Jahren Vorlauf, in denen Frühwarnzeichen (z. B. Leistungsknick, Konzentrationsstörungen, unangemessene Beschäftigung mit eigentümlichen Interessen, sozialer Rückzug, Misstrauen) auftreten können.
Schon dann ist unser Team an Spezialisten zur Stelle, um mit der Diagnose Sicherheit zu geben und mit frühzeitiger Therapie eine Verstärkung zu verhindern.
Eine Psychose kann ganz viele, unterschiedliche Auslöser haben. Sie kann im Rahmen von Hirnerkrankungen (z. B. Parkinson, Alzheimer-Demenz) auftreten, oder sie tritt als vorübergehender Verwirrtheitszustand nach schweren Erkrankungen oder Operationen (Delir) auf. Eine Psychose kann auch die Folge von Medikamenten-Nebenwirkungen oder von Drogenkonsum sein. Häufig ist aber eine Schizophrenie die Ursache. Auch bei der Schizophrenie kommt es zu einem Zusammenspiel von genetischer Veranlagung, Stoffwechselstörungen im Gehirn, veränderten Gehirnstrukturen, individuellen Lebensbedingungen und Lebensereignissen.
Eine Psychose ist eine ernste Krankheit, die jedoch häufig gut behandelbar ist. Je früher sie erkannt und behandelt wird, desto größer ist die Perspektive, die bisherige Lebensqualität wiederzuerlangen.
Unbehandelt kann eine Psychose einen sehr schweren und chronischen Verlauf nehmen mit der Ausbildung von bleibenden und auch behindernden Symptomen.
Als Ihr Expertenteam aus exzellenten Ärzten und Therapeuten steht deshalb für uns die ganz individuelle und ebenso konsequente Abklärung der Ursachen Ihrer Erkrankung (Diagnostik) im Vordergrund. Daraus entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen das auf Sie zugeschnittene, störungsspezifische Behandlungskonzept. Mit Ihrem Team aus Experten besprechen Sie den ziel- und ursachenorientierten Behandlungsansatz. Die Behandlungsmöglichkeiten und Therapieerfolge für Psychosen sind gut, häufig kann man chronische Verläufe mit schweren Beeinträchtigungen der Lebensqualität verhindern.
In unserem integrativen Therapiekonzept unterstützen wir Sie mit den unterschiedlichsten medizinischen und therapeutischen Möglichkeiten. Einen wichtigen Bestandteil bilden dabei antipsychotische Medikamente und, falls dies als Ursache diagnostiziert wurde, ein strikter Verzicht auf Drogen. Dazu setzt unser Behandlungskonzept auf individuelle psychotherapeutische Unterstützung. Wir bieten Ihnen unsere Begleitung durch die Aufarbeitung belastender Ereignisse und Faktoren, die Aufklärung und Information über die Erkrankung und das Erlernen von Frühwarnzeichen sowie Techniken und Strategien, besser mit Stress (als einer der Hauptauslöser der Psychose) umgehen zu können. Darüber hinaus unterstützen wir Sie in psychosozialen Belangen wie der Vermittlung in Selbsthilfegruppen, bei Behördenthemen bzw. Verwaltungsaufgaben.
Generell gilt, dass man die "Positiv-Symptomatik" wie Wahn, Halluzinationen, Denk- und Bewegungsstörungen besser behandeln kann als die "Negativ-Symptomatik" wie emotionale Abstumpfung, Antriebsmangel, Depressivität, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Die Negativ-Symptomatik bildet sich häufig erst im Verlauf nach mehreren Krankheitsschüben heraus, daher ist eine frühzeitige Behandlung der Psychose so wichtig.
Bis zu 20 % der Menschen mit Schizophrenie sehen keinen Ausweg und suchen den Freitod. Um das zu verhindern, ist eine frühe und konsequente Behandlung notwendig!
Das Erleben einer Psychose ist für Betroffene meist sehr beängstigend, daher ist es wichtig, geschulte Ärzte oder Psychologen aufzusuchen. Die Therapie sollte so bald wie möglich nach dem Auftreten der Psychose begonnen werden. Das gilt für die erste Psychose ebenso wie bei eventuell folgenden Episoden, also einem Rückfall. Da betroffene Menschen Schwierigkeiten haben, die Krankheit richtig wahrzunehmen, ist es sinnvoll, wenn nahestehende Menschen – mit dem Wissen des Betroffenen – den Kontakt zu einem Spezialisten suchen. Je früher eine Psychose behandelt wird, desto eher können sich Symptome und Beschwerden bessern und desto höher sind die Chancen der Heilung.
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Ärztlicher Direktor und leitender Arzt der Abteilung Psychiatrie 1
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Abhängig von der Diagnose bieten wir Therapien an verschiedenen Standorten an